Lexikon

Betablocker

Definition Betablocker

auch bekannt als: Beta-Rezeptoren-Blocker

Betablocker Der gesunde Organismus befindet sich in einem harmonischen Gleichgewicht von Impulsen, die von den beiden Anteilen des vegetativen Nervensystems, dem Sympathikus und dem Parasympathikus, vermittelt werden. In Stresssituationen wird dieses Gleichgewicht aufgehoben; es kommt zu einem Überwiegen der Sympathikusaktivität, die sich unter anderem in einer Vermehrung der Herzarbeit mit Zunahme der Pulsfrequenz und Anstieg des Blutdrucks äußert. Das sympathische Nervensystem und seine Überträgerstoffe (Adrenalin und Noradrenalin) üben ihren Einfluss auf die einzelnen Körperzellen über Rezeptoren (»Empfänger«) aus, die auf der Zellmembran sitzen. Es handelt sich dabei um Makromoleküle (große Moleküle), die man bisher weder licht- noch elektronenmikroskopisch, sondern nur durch pharmakologische Untersuchungen nachweisen konnte. Je nach der Empfindlichkeit gegenüber den körpereigenen Wirkstoffen Noradrenalin und Adrenalin unterscheidet man Alpha- und Betarezeptoren, die in den einzelnen Geweben und Organen in unterschiedlicher Häufigkeit vertreten sind. Die Reizung der Alpharezeptoren führt zu einer Verengung der Blutgefäße, während die Betarezeptoren unter anderem eine Zunahme der Herzfrequenz und eine Erweiterung der Bronchien vermitteln.

Die Betablocker treten mit den Betarezeptoren in Kontakt, ohne jedoch eine Aktivität des betreffenden Organs auszulösen. Dadurch werden die Rezeptoren blockiert, so dass sie durch die körpereigenen Wirkstoffe nicht mehr aktiviert werden können. Dazu ein Vergleich: Der Rezeptor ist ein Schloss, in das sowohl der körpereigene Wirkstoff als auch der Blocker passt. Der Blocker schließt aber das Schloss nicht auf. Der Wirkstoff könnte das, wird aber durch den im Schloss steckenden Blocker daran gehindert.

Allerdings erfolgt durch die Betablocker keine totale Blockade, sondern es werden lediglich überschießende Reaktionen verhindert; die lebensnotwendige Reizübertragung bleibt erhalten. Betablocker schirmen das Herz gegen übermäßige Reize des Sympathikus ab und senken auf diese Weise Schlagkraft und Frequenz. Das Herz arbeitet ruhiger und benötigt daher weniger Sauerstoff; gleichzeitig sinkt der Blutdruck. Betablocker werden heute mit großem Erfolg bei koronarer Herzkrankheit, Hypertonie (Bluthochdruck) und Herzrhythmusstörungen verordnet. Einige von ihnen wirken vorbeugend gegen Migräneanfälle. In Form von Augentropfen finden Betablocker zudem als Medikamente gegen erhöhten Augendruck Verwendung. Bei Personen mit Asthma und Durchblutungsstörungen dürfen sie nicht verwendet werden. Größte Vorsicht ist auch bei Patienten geboten, die an Fettstoffwechselstörungen, Zuckerkrankheit und niedrigem Blutdruck leiden.

Nebenwirkungen: Unter der Behandlung mit Betablockern können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Unterzuckerung und Potenzstörungen auftreten. Bei lokaler Anwendung am Auge kann es zu verminderter Produktion von Tränenflüssigkeit kommen. Betablocker müssen exakt nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden und dürfen nie abrupt abgesetzt werden, da dann ein erhöhtes Risiko besteht, einen Herzinfarkt zu erleiden. Außerdem können Blutdruck und Puls vorübergehend ansteigen.

Abbildungen

  • Betablocker_Wirkstoffkombination_Combination_antihypertensive_agents-de.png

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