Lexikon

AIDS

Definition AIDS

auch bekannt als: Acquired Immune Deficiency Syndrome, erworbenes Immundefektsyndrom, erworbene Abwehrschwäche, HIV-Infektion

Die im Jahr 1980 in den USA zum ersten Mal beobachtete neuartige Krankheit stammt aus Zentralafrika (Zaire usw.), wanderte von dort über die Karibik nach Nordamerika und breitet sich seit 1982 auch in Europa aus. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind heute weltweit rund 100 Millionen Menschen mit HIV infiziert, in Deutschland allein ungefähr 100000.

AIDS ist eine übertragbare Krankheit, die durch ein 1983 erstmals beschriebenes Virus verursacht wird: das HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus). Dieses Virus befällt das Immunsystem des Körpers und macht ihn schutzlos gegenüber Infektionen und bestimmten Tumorarten. Übertragen wird das Virus, das außerhalb des Körpers nur für kurze Zeit infektiös bleibt, fast ausschließlich durch erregerhaltiges Blut, Samen- oder Vaginalflüssigkeit. Durch die intakte Haut können die Viren nicht in den Körper gelangen, vielmehr sind kleine Verletzungen erforderlich, durch die sie eindringen. Die Gefahr, sich mit AIDS anzustecken, besteht demnach hauptsächlich:

  • beim Geschlechtsverkehr, insbesondere unter homosexuellen Männern - etwa 80 Prozent der bisher Erkrankten gehören zu dieser Gruppe - sowie mit häufig wechselnden Partnern.
  • bei der Injektion von Drogen mit gemeinsam benutztem, infektiösem Spritzenbesteck.
  • für Bluter und Empfänger von Blutkonserven; dieser Übertragungsweg ist aber inzwischen durch strenge Kontrollen beseitigt worden.
  • für Neugeborene und Kleinkinder infizierter oder erkrankter Mütter.

Keine Infektionsgefahr besteht hingegen durch Lebensmittel, Wasser, Händeschütteln, Husten, Niesen, in Schwimmbädern, auf Sportplätzen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, durch Insekten oder am Arbeitsplatz. Auch beim Umarmen oder Küssen kann es praktisch nicht zu einer AIDS-Infektion kommen.

Die Viren dringen in Körperzellen ein und vermehren sich dort. Vor allem befallen sie eine besondere Form von Abwehrzellen, die so genannten T-Lyrnphozyten. Die Zerstörung dieser Zellen hat zur Folge, dass das Immunsystem erheblich geschädigt wird, ja, vielfach sogar vollkommen zusammenbricht und dann nicht mehr in der Lage ist, den Körper vor eingedrungenen Krankheitserregern zu schützen. Auf diese Weise begünstigt AIDS zahlreiche Infektionskrankheiten, mit denen ein gesunder Organismus ohne weiteres fertig wird. Überdies können sich bösartige, ansonsten eher seltene Geschwulstarten wesentlich leichter entwickeln. Entweder als Folge derartiger Krankheiten oder durch allgemeine Auszehrung führt AIDS schließlich zum Tod.

Der direkte Erregernachweis ist nicht routinemäßig durchführbar. Durch den HIV-Test können im Blut lediglich Antikörper gegen das Virus nachgewiesen werden. Dabei gibt es einen Suchtest und genauere, aufwändigere Bestätigungstests. Der positive Test besagt lediglich, dass der Körper sich mit dem Virus infiziert und auseinander gesetzt hat. Daraus kann aber nicht geschlossen werden, ob der Betroffene gesund oder krank ist bzw. ob er gesund bleiben oder erkranken wird, denn bei weitem nicht jede Infektion führt zu der schließlich tödlich endenden AIDS-Krankheit. Vielmehr rechnet man heute damit, dass allenfalls etwa 20 Prozent der Infizierten tatsächlich an AIDS erkranken. Da die Antikörper erst 4-12 Wochen nach der Infektion im Blut erscheinen, kann der Test eine erst kürzlich erfolgte Infektion allerdings nicht anzeigen.

Der Krankheitsverlauf ist außerordentlich vielgestaltig und lässt sich nicht in einem einheitlichen Schema fassen. Es gibt Fälle, bei denen das Vollbild der Erkrankung bereits nach wenigen Monaten vorhanden ist, andererseits auch nahezu symptomlose Verläufe über 10 Jahre und mehr. Schon die Inkubationszeit schwankt zwischen 6 Monaten und mehreren Jahren. Meist beginnt das Leiden mit sehr unspezifischen Symptomen, wie Lymphknotenschwellungen, Fieber und allgemeinem Unwohlsein. Daraufhin können entweder lange Phasen scheinbarer Gesundheit folgen, oder den Betroffenen machen weitere untypische Krankheitszeichen wie Durchfälle, Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust, Nachtschweiß und auch Atemnot zu schaffen. Immer wieder sind die Lymphknoten betroffen, auch die Milz schwillt oft an. In einigen Fällen beobachtet man zudem erhebliche psychische Beeinträchtigungen: Konzentrationsschwäche, starke Verwirrtheit, ja, sogar richtiggehende Wahnvorstellungen.

Nach durchschnittlich 3 bis 5 Jahren geht die Krankheit in ihr entscheidendes Stadium (Vollbild-Stadium) über. Das Immunsystem des Körpers ist inzwischen weitgehend zerstört, so dass sich alle möglichen anderen (opportunistischen) Krankheitserreger breit machen können. Lungenentzündungen greifen um sich, von denen einige Formen für AIDS geradezu charakteristisch sind; es kommt zum Ausbruch von Infektionskrankheiten durch Bakterien, Einzeller, Pilze und eine Vielzahl unterschiedlicher Viren. Auch diverse Geschwülste findet man, von denen vor allem das Kaposi-Sarkom und das maligne Lymphom typisch für das Vollstadium von AIDS sind.

Der tödliche Verlauf der Krankheit ist dann nicht mehr aufzuhalten; der Patient stirbt fast immer innerhalb der nächsten 1 bis 3 Jahre.

Trotz intensiver Anstrengungen wurde bisher noch kein Impfstoff gegen AIDS gefunden, was vor allem darauf zurückzuführen ist. dass der HIV-Erreger sehr wandlungsfähig ist und zahlreiche verschiedene Formen bilden kann. Hoffnung erweckt allerdings eine Studie mit 20 geimpften Rhesusäffchen und einer Gruppe von Kontrolltieren, die gezeigt hat, dass ein neuer Gen-Impfstoff den Aidserreger in Schach halten kann. Der Impfstoff kann zwar eine Infektion mit dem AIDS-Virus oder dem ähnlichen SI-Virus bei Affen nicht verhindern; er schafft es aber, die Abwehrkräfte so weit zu stärken, dass sie mit dem Erreger fertig werden und dieser auf eine nicht mehr nachweisbare Zahl reduziert werden kann.

Abbildungen

  • AIDS_Verteilung_People_living_with_HIV_AIDS_world_map
  • AIDS_HIV_HIV-budding-Color

Sofern nicht anders angegeben, stehen die Bilder dieser Seite unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Lizenz