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job” von dickuhne. Lizenz: CC BY 2.0
Einer aktuellen Studie der Online-Jobbörse StepStone zufolge haben 30- bis 40-jährige Arbeitnehmer in Deutschland bisher zwei bis drei Arbeitgeber vorzuweisen. Bis zum Renteneintritt sind die Befragten durchschnittlich durch fünf verschiedene Firmenpforten gegangen. Die wenigstens scheinen heutzutage noch ihren gesamte berufliche Entwicklung in ein und demselben Unternehmen zu durchlaufen.
Ein Jobwechsel geschieht nicht einfach so, er hat gute Gründe
Die Befragung von circa 2.000 deutschen Arbeitnehmern, ein Drittel davon in einer leitenden Funktion, zeigt auch die Gründe für oder gegen einen Jobwechsel auf. Die Antworten fielen trotz unterschiedlicher Fachgebiete – IT, Sales und Marketing, Finance & Controlling sowie technische Berufe – in den meisten Fällen nur geringfügig unterschiedlich aus und sind altersübergreifend zu verstehen.

Daten der Infografik: StepStone GmbH
Neben den wichtigsten drei Gründen für eine Fortführung des Jobs beim derzeitigen Arbeitgeber ist für ein Drittel der Fachkräfte eine angemessene Work-Life-Balance ein weiterer ausschlaggebender Faktor. Dahingegen würden nur 24% wegen eines attraktiven Gehalts dem alten Chef die Treue halten.
Die Studienteilnehmer empfinden fehlende Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten sowie eine zu geringe Wertschätzung ihrer Leistungen als wichtigste Argumente, den Job zu wechseln.
Es zählen aber auch eine unangemessene Bezahlung, fehlende Freizeitausgleiche, lange Anfahrtszeiten, Überforderung, moralische Unvereinbarkeiten oder ein schlechtes Verhältnis zu Kollegen oder Vorgesetzten dazu – die Motive sind so vielfältig wie die Arbeitnehmer selbst.
So treffen Sie die richtige Entscheidung
Wären Sie mit dem Lesen bis hierhin gekommen, wenn nicht die ein oder andere Alarmglocke auch schon einmal bei Ihnen geschrillt hätte? Denn plötzlich kann es da sein: das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmt im Job. Am Anfang lässt es sich vielleicht noch nicht genau betiteln, aber Sie spüren die aufkommende Unzufriedenheit. Nur circa die Hälfte der Studienteilnehmer ist mit ihrer bisherigen Laufbahn glücklich.
Nervige Kleinigkeiten werden allmählich zu großen Problemen, die Sie schon am Abend zuvor beim Gedanken an den nächsten Arbeitstag belasten und zu Antriebslosigkeit und Unwohlsein führen. Dann ist Ihre Initiative gefragt, etwas zu ändern! Sich für oder gegen einen Jobwechsel zu entscheiden, ist nicht leicht, aber mit der Beantwortung dieser Fragen bringen Sie sicher etwas Licht ins Dunkel:
Schritt 1: Analysieren Sie sich selbst. Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen in fachlicher und persönlicher Hinsicht? Wie reagieren Sie auf verschiedene Situationen in Ihrem Job und warum? Aus welchen Gründen haben Sie sich einst für diesen Job entschieden? Was treibt Sie an? Sich selbst besser kennenzulernen, ist die Basis aller Entscheidungen.
Schritt 2: Bewerten Sie Ihre Tätigkeit und Rahmenbedingungen. Was tun Sie gern im Job, was nicht? Reicht Ihnen das Verantwortungsniveau Ihrer Tätigkeit? Wie ist das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten? Wie hoch ist Ihr Frustationslevel in bestimmten Situationen auf einer Skala von eins bis zehn?
Schritt 3: Definieren Sie Ihre Wunschvorstellung, und zwar richtig! Wenn Sie absolut frei wählen könnten und alles möglich wäre, was würden Sie in Ihrer jetzigen Firma tun? Wäre es überhaupt der Job, den Sie jetzt ausüben, oder vielleicht etwas völlig anderes?
Schritt 4: Stellen Sie sich Ihren „Abers“. Das sind die Gedanken, die Sie bei der Erreichung Ihres Traumjobs immer wieder ausbremsen. Oft hilft aber schon eine kleine Veränderung, um zufriedener zu sein. Was könnte das Ihrer Meinung nach sein?
Die Entscheidung ist gefallen, und was nun?
Es muss gar nicht unbedingt der Arbeitgeberwechsel sein, der zu größerer Zufriedenheit führt. Wenn Sie für sich und Ihren Aufgabenbereich Verantwortung übernehmen, Ihrem Vorgesetzten regelmäßige Arbeitsergebnisse vorlegen und vor allem klare Karrierewünsche im Unternehmen kommunizieren, sind Sie vielleicht die Nächste, wenn es um interne Neubesetzungen geht.
Andersherum kann es auch helfen, Ihre Unzufriedenheit auf den Tisch zu bringen – jedoch gleich mit entsprechenden Lösungsansätzen. Das kann eine Weiterbildung sein, die Versetzung in eine neue Abteilung oder ein anderes Arbeitszeitmodell. Argumentieren Sie stets mit Ihren Qualifikationen und Ihrem Wertschöpfungsbeitrag, nicht aber mit persönlichen Befindlichkeiten.
Und wenn gar nichts hilft, dann ist es wirklich an der Zeit, zu gehen. Holen Sie sich Unterstützung von Vertrauten oder einem professionellen Berufsberater, der Ihnen hilft, Ihren Traumjob doch noch zu finden. Selbst wenn Sie die neue Stelle bereits sicher haben, sollten Sie sich in Ihrem alten Unternehmen für den Rest der Zeit nichts anmerken lassen.
Arbeiten Sie so engagiert und zielstrebig, wie Sie es im neuen Job auch tun werden und bleiben Sie freundlich – schließlich wollen Sie das gute Bild, dass Sie in den letzten Jahren abgegeben haben, nicht in den letzten Wochen noch verzerren und Ihr gutes Arbeitszeugnis gefährden.
Und wenn Sie sich entschieden haben, doch in Ihrem Job zu bleiben, kann es trotzdem nicht schaden, hin und wieder über Alternativen nachzudenken, um Sackgassen in Ihrer Karriere zu vermeiden. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt?
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2 Gedanken zu „Gehen oder bleiben – wann ist ein Jobwechsel sinnvoll?“
Danke für die Ratschläge und Tipps. Mit geht es nicht anders. Meine Arbeit wird auch kaum geschätzt. Man könnte ja mal loben, aber das gibt es anscheinend nicht mehr. Ich bin selbst zur Zeit auf Stellenangebote Suche. Habe auch schon bei der ein oder anderen Jobbörse geschaut und wurde in den Stelleninserate auch fündig. Ich hoffe meine nächste Arbeitsstelle wird besser.
Dafür wünschen wir Ihnen alles Gute.
Mit herzlichen Grüßen,
Maria Jähne von Lecturio.