Mit einem Blick auf die Teilnehmerlisten der Unternehmen bei Karriereveranstaltungen von Hochschulen könnte man schnell den Verdacht bekommen, dass es für interessierte Absolventen nur einige wenige Möglichkeiten gibt: Unternehmensberatungen, die Big Five der Region, und die Bundeswehr. Viele Betriebe, vor allem Mittelständler und Start-Ups betreiben viel zu wenig Hochschulmarketing - und wundern sich dann über den Fachkräftemangel. Machen Sie es anders und rekrutieren Sie Ihre persönlichen Top-Absolventen - ohne in die folgenden drei Fallen zu treten.
Tipp: Wollen Sie die Weiterbildungskosten in Ihrem Unternehmen reduzieren? Dann informieren Sie sich über unsere Online-Weiterbildungsangebote und fordern Sie eine kostenlose Live-Demo an.

auf diesem bild sind zwei mädchen in grünen roben

Bild: “College of DuPage 2014 Commencement Ceremony 65” von COD Newsroom. Lizenz: CC BY 2.0


Ein Hochschulstudium gilt noch immer als der sicherste Schutz vor der Arbeitslosigkeit und qualifiziert darüber hinaus für die begehrten Jobs in der Führungs- und Managementebene. Gerade im technischen und kaufmännischen Bereich haben die Absolventen oftmals keine Probleme mit dem Berufseinstieg.

Im Gegenteil: im War of Talents fahren ressourcenverwöhnte Großunternehmen schwere Geschütze auf, um sich die Top-Kandidaten direkt aus dem Hörsaal heraus zu angeln.

Geben Sie das Feld trotzdem nicht kampflos auf, Sie können einiges dafür tun, um junge Akademiker als Fach- und Führungskräfte für Ihr Unternehmen zu gewinnen.

Das Recruiting an Hochschulen ist ein Teil des externen Personalmarketings, bei dem es vordergründig nicht darum geht, möglichst viele potenzielle Bewerber anzusprechen, sondern die Richtigen, die besonders Qualifizierten. Wenn Sie dies im Hinterkopf behalten, können Sie auch mit geringerem Budget große Erfolge erzielen.

Fehler Nr. 1: Sie gehen mit der Gießkanne durch die Hochschullandschaft

Das Prinzip „viel hilft viel“ fruchtet im Hochschulmarketing nicht, weil der Aufwand zu hoch ist. Sie können nicht überall präsent sein. Müssen es denn überhaupt alle Hochschulen des Bundeslandes sein? Sind vielleicht nur bestimmte Fakultäten relevant? Wenn Sie sich mit Ihren Marketingmaßnahmen auf zu viele Segmente konzentrieren, fahren Sie hohe Streuverluste ein.

Dieser Fehler wird gern in Kombination mit Fehler Nr. 2 begangen. Bedenken Sie daher: Oberflächliches Hochschulmarketing führt zu oberflächlichen Bewerbungen. Die zielgerichtete, intensive Ansprache hingegen festigt Ihre Arbeitgebermarke und die Beziehung zu Ihrer Zielgruppe.

Nutzen sie daher Ihre Zeit- und Geldressourcen lieber, um sich auf ein, zwei große Institutionen in der Region zu konzentrieren und bespielen Sie diese umso intensiver. Die relevanten Jahrgänge halten genügend potenzielle Kandidaten für die Stellenbesetzung bereit.

Fehler Nr. 2: Sie buchen einen Stand beim alljährlichen Karrieretag der Hochschule – und sonst nichts

Sicherlich hilft die Präsenz auf Messen, Karrieretagen und auf anderen Berufsstarterveranstaltungen. Hier können Sie unmittelbaren Erstkontakt zu Ihren Interessenten aufbauen. Noch wichtiger ist jedoch der langfristige, institutionalisierte Aufbau von Kontakten und die Zusammenarbeit mit Multiplikatoren der Hochschule.

Das sind vor allem die Career Service Center, die sich als Vermittler und koordinierendes Bindeglied zwischen Fakultäten, Studenten, Alumni und der Wirtschaft verstehen.

Laut der Hochschul-Recruiting-Studie 2014 des Stellenportals Jobware sind nur 35 Prozent der befragten Unternehmen Kooperationen mit Hochschulen eingegangen, um Personal zu gewinnen. Dabei haben die Universitäten in Sachen Professionalisierung und Marktorientierung kräftig aufgeholt, wie die Career Center zeigen.

Die Möglichkeiten sind vielfältig: Sie können Plätze für freiwillige und Pflichtpraktika zur Verfügung stellen (das macht laut Studie nur knapp die Hälfte der Befragten), Projektgruppen mit Expertise oder Materialien unterstützen, Vorträge und Praxisseminare halten, Betriebsbesichtigungen durchführen, Abschlussarbeiten betreuen, Stipendien vergeben, Unternehmensplanspiele anbieten, Events sponsern und einiges mehr.

Ihre Studenten erhalten auf diese Weise schon frühzeitig positive Einblicke in Ihr Unternehmen und die Berufswelt im Allgemeinen. Sie als Recruiter können an unterschiedlichen Kontaktpunkten regelmäßig Argumente für Ihre Arbeitgeberattraktivität platzieren und profitieren zudem vom Engagement und dem aktuellen Fachwissen Ihrer Schützlinge.

Fehler Nr. 3: Sie schaffen keine oder die falschen Anreizprofile

Fast jeder zweite HR-Experte beklagt sich laut Studie über Bewerber, die keine Kenntnisse vom Betrieb und unrealistische Gehaltsvorstellungen haben. 40 Prozent kommen zudem mit überzogenen Karriereerwartungen in die Vorstellungsgespräche.

Alle drei Aspekte können dazu führen, dass sich der Kandidat als ungeeignet darstellt, dass er die Stelle am Ende doch nicht antreten möchte oder dass er noch in der Probezeit über alle Berge ist.

So weit muss es nicht kommen, wenn Sie schon frühzeitig und auf verschiedenen Kanälen zielgruppenrelevante Informationen und Anreize kommunizieren. Setzen Sie auf Langfristigkeit und nicht nur auf punktuelle Ansprache, weil es gerade um die schnelle Neubesetzung von Stellen geht. Vor allem auf den letzten Metern vorm Vertragsabschluss verlieren viele Unternehmen Top-Kandidaten an die Konkurrenz.

Welche Erwartungen die heutige Studenten- und Absolventengeneration (Generation Y und Generation Z) an ihren Arbeitgeber und ihren Job hat, war schon Thema in unzähligen Untersuchungen der letzten Jahre.

Natürlich gehört ein angemessenes Gehalt dazu. Über das Geld hinaus zählen aber auch die Ausgewogenheit zwischen Berufs- und Privatleben, die Corporate Social Responsibility, das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten sowie die Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen.

Sprechen Sie diese Themen an, aber versprechen Sie nicht zu viel. Versuchen Sie vor allem nicht, hip zu sein, nur weil Sie junge Menschen für sich gewinnen möchten. Es wird schiefgehen. Garantiert. Um was es wirklich geht: glaubwürdige Werteversprechen! Nur wenn der Bewerber mit realistischen Vorstellungen in den neuen Job starten kann, bleibt er ihnen auch über einen längeren Zeitraum treu.

Quellen:

Jobware Online-Service GmbH: Hochschul-Recruiting-Studie 2014

Babst, Nina-Lea: Personalmarketing für Hochschulabsolventen

Morgenthaler, Paul: Recruiting frisch von der Uni


 


Schreiben Sie einen Kommentar

Sie wollen einen Kommentar schreiben?
Registrieren Sie sich kostenlos, um Kommentare zu schreiben und viele weitere Funktionen freizuschalten.

Weitere Vorteile Ihres kostenlosen Profils:

  • Uneingeschränkter Zugang zu allen Magazinartikeln
  • Hunderte kostenlose Online-Videos für Beruf, Studium und Freizeit
  • Lecturio App für iOS und Android

Sie sind bereits registriert? Login

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *