Duzen gehört heute beinahe in jedem Unternehmen zum guten Ton. Doch durch den selbstverständlichen Gebrauch dieser lockeren Ansprache werden auch häufig Grenzen überschritten. Ein „Du“ senkt Hemmschwellen und das ist nicht in jeder Situation angebracht. Unser folgender Beitrag informiert Sie darüber, wie Sie den angemessenen Umgangston finden und Fauxpas vermeiden.
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Photo by Priscilla Du Preez on Unsplash


In welchen Branchen wird geduzt?

In der englischen Sprache fällt die Entscheidung zwischen „Du“ oder „Sie“ weg. Da „you“ sowohl „Sie“ als auch „Du“ bedeuten kann, wird es sowohl geschäftlich als auch privat gebraucht.

In Deutschland gestaltet sich die Suche nach einer passenden Ansprache schwieriger. Vor allem in kreativen Branchen wie z. B. unter Grafikern, Werbetextern und IT-Fachleuten ist das Duzen bereits üblich.

Da viele Arbeitgeber sich jung und dynamisch repräsentieren möchten, sprechen Sie potenzielle Mitarbeiter bereits in Stellenanzeigen mit „Du“ an – doch diese Formulierung birgt ihre Tücken. Denn hören Kandidaten nach einem Bewerbungsgespräch: „Du passt leider nicht zu uns!“, fühlen sie sich oftmals auch persönlich abgelehnt.

In traditionellen Branchen kommt es eher selten vor, dass sich Mitarbeiter duzen. Wer die Kollegen dennoch duzt, kann sich unbeliebt machen.

Eine Umfrage (2013) von karriere.at unter 167 Unternehmensvertreter ergab, dass man sich in sechs von zehn Betrieben duzt. Elf Prozent sprechen ihren Chef mit „Sie“ an.

Der Geschäftsführer der Internetplattform Jürgen Smid begründet diese Entwicklung folgendermaßen:

Während früher eher die Rolle des Anweisungen gebenden Vorgesetzten im Vordergrund stand, festigen heute Führungskräfte ihren Status in der Belegschaft viel stärker durch Empathie und Authentizität.

Das Duzen stärkt den Teamgeist

Das Duzen im Unternehmen zu erlauben, bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich.

Bedenken Sie, dass das Siezen der Kollegen und Angestellten eine neutrale Wirkung hat und weder auf Antipathie noch auf Sympathie schließen lässt.

Auch Diskussionen und Kündigungen verlaufen sachlicher, wenn man beim „Sie“ bleibt: Anweisungen werden meistens respektvoller erteilt, da Hierarchien klarer sind und so mehr Distanz zwischen Arbeitnehmern und dem Chef herrscht.

Besonders ein allgemeines „Du“ kann jedoch vieles vereinfachen. Wenn diese Umgangsform für alle festgelegt wurde, muss niemand überlegen welche Ansprache gewählt werden sollte.

Die dadurch flacheren Hierarchien bewirken ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl im Team. Die Vorraussetzung für eine entspannte Atmosphäre ist, dass jeder gegenüber dem anderen höflich bleibt – selbst wenn eine geringere Distanz zum Gegenüber herrscht.

So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für ein „Du“

Kollegen rutscht nicht selten ein „Du“ heraus, obwohl Sie sich offiziell immer noch siezen. Wenn Ihnen das auffällt, Sie aber trotzdem unsicher sind, können Sie das Thema höflich ansprechen. Wichtig ist es, die Einstellung Ihres Gegenübers zu ermitteln.

Bei der Wahl der Ansprache spielen viele Faktoren (z. B. Alter, Rang) eine Rolle: Vor allem wenn Sie neu in einem Team sind, sollten Sie sich über die vorherrschende Unternehmenskultur informieren, bevor Sie in ein Fettnäpfchen treten.

Konnten Sie noch nichts in Erfahrung bringen, bleiben Sie erst einmal bei förmlichen Umgangsformen, selbst wenn das Unternehmen modern wirkt. Im Idealfall werden neue Mitarbeiter bereits am ersten Tag darauf hingewiesen, ob man sich duzt oder siezt.

5 Regeln, wie Sie richtig duzen

  1. Im Allgemeinen entscheidet derjenige im höheren Rang , ob und wann man zum „Du“ übergeht. Gelten zwei Kollegen als gleichrangig, bietet der Ältere das „Du“ an.
  2. Vorgesetzte sollten als Vorbilder agieren und ihre Mitarbeiter ebenfalls siezen, wenn Sie diese Ansprache erwarten. Die Einhaltung dieser Regel vermittelt Respekt gegenüber den anderen.
  3. Es ist erlaubt, manche Mitarbeiter mit „Sie“ und andere mit „Du“ anzusprechen. Wichtig ist dabei nur, dass kein Gefühl einer Zwei-Klassen-Gesellschaft aufkommt. Deshalb sollte die Form der Ansprache für alle Mitarbeiter transparent sein. So vermeiden Sie, dass sich jemand ausgeschlossen oder benachteiligt fühlt.
  4. Vorsicht bei spontanen „Du“-Angeboten: Sobald Sie die Umgangsform geändert haben, gilt diese häufig für immer. Treffen Sie keinen voreiligen Entscheidungen und behalten auch eine „Sie“-Form bei Betriebsausflügen bei.
  5. Selbst wenn Sie und Ihre Mitarbeiter sich untereinander duzen, wirkt es vor Kunden professioneller sowie seriöser, sich zu siezen.

Das können Sie als „Du-Verweigerer“ tun

Auch wenn Kollegen und sogar der Chef immer öfter geduzt werden, begeistert das längst nicht jeden Arbeitnehmer. Doch was lässt sich in Unternehmen tun, in denen das „Du“ durchgängig benutzt wird?

Laut einer Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach (2012) siezen 36 % der Deutschen auch Kollegen, die die gleiche Position haben wie sie. 60 % bieten nur engen Bekannten und Freunden das „Du“ an.

Beinahe jeder Vierte lehnte schon einmal ein „Du“ ab, dass ihm oder ihr angeboten wurde. Ein Drittel der Teilnehmer fühlte sich sogar „pikiert oder beleidigt“, wenn sie ohne Aufforderung geduzt wurden.

Auffällig war, dass besonders die ältere Generation diesen legeren Umgang miteinander ablehnt. 40% der über 70-Jährigen haben Leute deshalb schon gemaßregelt.

Am besten ist es deshalb für Du-Gegner, das Angebot vorerst abzulehnen und in manchen Fällen vorzuschlagen, es zu einem späteren Zeitpunkt anzunehmen.

Ein weiterer Kompromiss ist das „hanseatische Sie“, bei dem der Vorname und das „Sie“ kombiniert werden. Besonders für jüngere Mitarbeiter wird diese Ansprache gern verwendet.

Fazit

Das Duzen im Büro schafft mehr Nähe zwischen Mitarbeitern und birgt dadurch Vor- sowie Nachteile. Um dem einen oder anderen Fettnäpfchen aus dem Weg zu gehen, sollten Sie deshalb sehr vorsichtig mit diesem Thema umgehen und sich vorher umfassend über die Unternehmenskultur informieren – auch wenn die Atmosphäre im Betrieb locker wirkt.

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