
Bild: “BAKOKO CDS 2F Work Space Aisle Cropped” von BAKOKO. Lizenz: CC BY-ND 2.0
Ziele und Nutzen von Zusatzleistungen
Gehalt allein reicht nicht mehr aus
Für Führungskräfte sind Dienstwagen, Handys, Zeitschriften-Abonnements oder spezielle Fortbildungen längst eine Selbstverständlichkeit. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels bieten viele Unternehmen inzwischen jedoch allen Mitarbeitern freiwillige Zusatzleistungen an.
Diese Angebote des Arbeitgebers, auch bekannt unter der englischen Bezeichnung Fringe Benefits, haben sich neben dem Gehalt zu einem zentralen Bestandteil des Gesamtvergütungssystems entwickelt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Viele Unternehmen haben erkannt, dass die neue Generation von Mitarbeitern mehr von ihrem Arbeitgeber erwartet als den Tausch von Arbeitsleistung gegen Vergütung.
Sie bieten moderne Vergütungsmodelle an, die flexible Arbeitszeiten, Betriebskindergarten, zusätzliche Urlaubstage, betriebliche Gesundheitsvorsorge, Zusatzversicherungen, Weiterbildungen und vieles andere beinhalten.
Zusatzleistungen stärken die Arbeitgebermarke
Laut einer Studie der Unternehmensberatung Mercer aus dem Jahr 2014 verfolgen Arbeitgeber mit ihrem Angebot an Zusatzleistungen vorrangig das Ziel, ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten sowie die Motivation und Bindung der Mitarbeiter zu erhöhen.

Bild: “Most important reasons for implementing employee choice programme“ von mercer. com
Dass Zusatzleistungen tatsächlich eine wichtige Rolle bei der Positionierung als attraktiver Arbeitgeber spielen, zeigt eine Auswertung von mehr als 100.000 Suchanfragen auf der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu.
Auch eine Studie von Aon Hewitt, Radford und McLagan belegt, dass das richtige Gesamtvergütungspaket ein entscheidendes Mittel sein kann, um Mitarbeiter zu gewinnen, zu motivieren und an das Unternehmen zu binden. Dabei sei der Erfolg eines Gesamtvergütungsmodells abhängig von dessen Gestaltung und Kommunikation. Richtig eingesetzt trügen freiwillige Zusatzleistungen direkt zum Unternehmenserfolg bei.
Work-Life-Balance-Angebote auf dem Vormarsch
Immer mehr Arbeitgebern ist bewusst, dass die Mitarbeiter ihr wertvollstes Kapital darstellen. Laut der letztgenannten Befragung gewähren darum 96 Prozent der teilnehmenden 54 deutschen Unternehmen mehr Urlaubstage als gesetzlich vorgeschrieben. Auch flexible Arbeitszeitmodelle sind inzwischen die Regel. Zudem bieten 70 Prozent der Unternehmen umfangreiche Familienleistungen an und reagieren damit auf die zunehmende Forderung nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Finden Sie heraus, was wirklich gut ankommt
Wirkung von Zusatzleistungen regelmäßig kontrollieren
Nur wenige Unternehmen unterziehen die Wirkung ihrer Zusatzleistungen einer regelmäßigen Prüfung. Sie wissen demnach gar nicht, ob ihre Mitarbeiter diese Leistungen überhaupt wünschen und nutzen. Angesichts der nicht unerheblichen Kosten, die mit deren Gewährung verbunden sind, ist dies eine schwerwiegende Nachlässigkeit.
Machen Sie nicht den gleichen Fehler! Prüfen Sie den Katalog ihrer Zusatzleistungen und deren Wirkung in regelmäßigen Abständen und nehmen Sie gegebenenfalls Anpassungen vor. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn sich gesetzliche Bestimmungen ändern oder die Konkurrenz mit einem innovativen Leistungsangebot vorangeht. Aber auch die Wünsche und Wertvorstellungen der Mitarbeiter sind nicht festgeschrieben, sondern unterliegen dem gesellschaftlichen Wandel.
Das sind gleich mehrere gute Gründe für Unternehmen, die Effizienz und Attraktivität ihrer Zusatzleistungspakete periodisch zu überprüfen.
Was Arbeitgeber für Mitarbeiter attraktiv macht
In Unternehmen herrscht häufig Unklarheit darüber, welche Zusatzleistungen den Mitarbeitern wichtig sind. Die bereits erwähnte Auswertung von 100.000 Suchanfragen auf kununu ergab, dass flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur Heimarbeit ganz hoch im Kurs stehen. Das Dienstfahrzeug oder das Handy als Statussymbol haben deutlich an Bedeutung eingebüßt – ein Trend, der sich bereits seit mehreren Jahren abzeichnet.
Die Top 10 der beliebtesten Zusatzleistungen

Bild: “Die kununu TOP 10 der Benefits” von kununu. com
Befragung der eigenen Mitarbeiter durchführen
Diese Ergebnisse bieten Ihnen wichtige Anhaltspunkte, was für potentielle Bewerber im Moment besonders wichtig ist. Wenn Sie Ihre internen Strukturen entsprechend ausrichten, haben Sie die Chance, noch attraktiver für zukünftige Arbeitnehmer zu werden.
Ob die obigen Angaben mit den Präferenzen Ihrer aktuellen Belegschaft übereinstimmen, können Sie durch eine Mitarbeiterbefragung oder einen Workshop klären. So beziehen Sie diejenigen in die Gestaltung und Auswahl Ihrer Zusatzleistungen ein, für die diese Angebote letztendlich bestimmt sind, und erreichen eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit.
Informieren Sie Ihre Mitarbeiter über die Zusatzleistungen
Durch Zusatzleistungen möchten Sie Ihren Mitarbeitern einen Mehrwert bieten. Damit dieser Fall auch eintritt, müssen Sie allerdings kommunizieren, welche Leistungen angeboten werden. Lassen Sie Ihren Mitarbeitern in ausreichendem Maß Informationen über Inhalt und Ausgestaltung Ihres Zusatzleistungspakets zukommen. Dies kann über interne Emails, das firmeneigene Intranet, Printmaterial oder individuelle Gespräche geschehen.
Bieten Sie ein Auswahlprogramm an Zusatzleistungen an
Es empfiehlt sich, den Mitarbeitern die Wahl zu lassen, welche der angebotenen Leistungen sie in Anspruch nehmen wollen. Nur so können sie die gewünschte Wirkung erzielen. Ein Mitarbeiter, der keinen Führerschein besitzt, braucht keinen Firmenwagen. Wer täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, benötigt keinen Parkplatz. Wer erwachsene Kinder hat, dem nutzt ein Kindergartenplatz wenig.
Mit einem Auswahlprogramm geben Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, gezielt Leistungen auszuwählen, die zu ihrer jeweiligen Lebenssituation passen. Dies kann über so genannte Flexible-Benefit-Programme umgesetzt werden, die es den Mitarbeitern erlauben, aus einem Katalog von Zusatzleistungen frei zu wählen oder Teile ihres Gehalts gegen bestimmte Leistungen zu einzutauschen.
Stellen Sie Ihren Mitarbeitern ein Budget zur Verfügung, das sie entsprechend ihrer jeweiligen individuellen Bedürfnisse verwenden können. So werden auch die Kosten transparent.
Wie die oben erwähnte Studie von Mercer zeigt, treffen Auswahlprogramme bei Mitarbeitern auf sehr positive Resonanz. Viele Unternehmen zögern jedoch mit der Einführung. Sie fürchten die damit verbundenen Kosten und die Komplexität der Verwaltung. Arbeitgeber, die bereits Auswahlprogramme anbieten, berichten allerdings überwiegend, dass durch sie sogar Einsparungen erzielt wurden.

Bild: “Impact or flex on programme cost“ von mercer. com
Freiwillige Zusatzleistungen entwickeln sich schnell zur Selbstverständlichkeit und werden dann kaum noch als Besonderheit wahrgenommen. Bei einer Kürzung solcher Leistungen reagieren die Mitarbeiter darum sehr empfindlich. Auf ihre Motivation hat die Streichung bestimmter Privilegien gravierende Auswirkungen. Überlegen Sie darum im Vorfeld genau, welche zusätzlichen Leistungen Sie anbieten.

Bild: “Most significant challenges faced when implementing and running employee choice programme“ von mercer. com
Arbeitsrechtliche Stolpersteine
Die Rechtsprechung geht davon aus, dass eine so genannte betriebliche Übung entstanden ist, sobald eine Leistung des Arbeitgebers über mindestens drei Jahre lang gewährt worden ist. Das gilt auch, wenn dieser Leistung keine vertragliche Vereinbarung zu Grunde liegt.
Ihre Mitarbeiter haben in diesem Fall einen Rechtsanspruch darauf, dass sie die entsprechenden Leistungen auch künftig erhalten. Ein im Arbeitsvertrag formulierter Freiwilligkeitsvorbehalt oder eine Änderungskündigung können unter Umständen unwirksam sein.
Wettbewerbstauglichkeit
Ein innovatives Zusatzleistungspaket bietet Ihnen Vorteile im Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte. Beschäftigen Sie sich darum intensiv mit der Ausgestaltung Ihres Angebots und beziehen Sie dabei Ihre Mitarbeiter mit ein. Schließlich sind sie es, die am besten wissen, was in ihrer aktuellen Lebenssituation für sie wichtig ist.
Quellen
Mitarbeitermotivation: Was freiwillige Zusatzleistungen wirklich bringen via www.business-wissen.de
Zusatzleistungen im Betrieb: Mehr als nur Gehalt via www.manager-magazin.de
Fringe Benefits als Gehaltsextra via ZBP Career Center
Handbuch Arbeitsrecht: Betriebliche Übung via Hensche Rechtsanwälte
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