Lexikon

Atemgymnastik

Definition Atemgymnastik

auch bekannt als: Atemtherapie

Atemgymnastik Die Atemgymnastik oder Atemtherapie unterstützt bei Atemwegserkrankungen die medikamentöse Behandlung und lindert die Beschwerden. Dabei kommt es vor allem darauf an, die richtige Ausatmung zu erlernen. Voraussetzung ist eine allgemeine Entspannung des Körpers, insbesondere der Brustkorbmuskulatur, denn die Verspannung der Atemmuskulatur verstärkt die Atemnot, und die Atemnot verstärkt wiederum die Muskelverspannung. Die Patienten sind zuletzt so verspannt, dass sie kaum mehr zu atmen vermögen. Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist der Zweck der Atemübungen.

Äußere Vorbedingungen sind frische Luft - im Freien oder im Zimmer bei offenem Fenster - und Bewegungsfreiheit - genügend Raum, keine beengende Kleidung: am besten nackt. Die Übungen können auf einer Matratze im Bett, auf einem Stuhl oder auf dem Fußboden ausgeführt werden. Es ist mindestens einmal am Tag, besser zwei Mal zu trainieren.

Zur Lockerung der Atemmuskulatur empfiehlt sich folgende Körperhaltung:

  • im Sitzen: Der Kranke sitzt mit gegrätschten Beinen auf einem Hocker, hält den Oberkörper nach vorn geneigt, stützt die Ellenbogen auf die Knie und lässt die Hände locker nach unten fallen; dabei soll auch die Muskulatur des Schultergürtels entspannt sein.
  • im Stehen: Der Kranke lehnt sich mit leicht gegrätschten Beinen, die etwas nach vorn gestellt sind, an eine Wand und lässt Kopf, Schultern und Arme locker und ganz entspannt nach vorn unten fallen. Zunächst muss die Zwerchfellatmung trainiert werden; das gelingt durch folgende Technik: Zum Einatmen den Brustkorb weit machen und den Bauch vorstrecken (»Brust raus, Bauch raus!«). Zum Ausatmen den Brustkorb eng machen und den Bauch einziehen (»Brust rein, Bauch rein!«). Das Ausatmen soll doppelt so lange wie das Einatmen dauern. Am besten zählt man während des Einatmens bis 2 oder 3 und während des Ausatmens bis 4 oder 6. Ein entspanntes Ausatmen kann zudem durch Summen unterstützt werden: Es wird mit einem gleichmäßigen Summton ausgeatmet, der in Lautstärke und Tonhöhe lange Zeit gleichmäßig gehalten werden soll. Auch richtiges Abhusten will gelernt sein: Nach tiefer Einatmung soll während der halben Ausatmung in kurzen Stößen abgehustet werden.

Weitere Übungen:

  • im Liegen: Auf dem Rücken liegend, beugt man die Knie bis an die Brust, umfasst sie mit beiden Händen und haucht dabei die Luft bei etwas geöffnetem Mund aus den Lungen. Danach lässt man die Arme ganz locker zur Seite fallen, streckt die Beine aus und atmet wieder langsam und leicht etwas ein.
  • im Sitzen: Im Schneidersitz lässt man die Hände locker vor die Füße fallen, beugt den Oberkörper weit vor und lässt den Kopf schwer nach vorn sinken; dabei langsam ausatmen. Beim Aufrichten des Rumpfes wieder einatmen. Kopf hoch; Hände locker auf die Knie legen.
  • im Stehen: Auf die Zehenspitzen stellen, den ganzen Körper strecken (»Obstpflücken«), dann einatmen. Danach lässt man sich ganz tief in die Hocke fallen, atmet dabei aus und stützt sich mit den Händen am Boden ab.