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1. Ältere Semester sind die besten Quellen
Der wichtigste Tipp zuerst: Suchen Sie sich Kontakte aus älteren Semestern. Keiner weiß besser Bescheid, für welche Klausuren Sie wirklich büffeln müssen, und welche Fächer Sie vernachlässigen können.
Oft werden Prüfungsprotokolle und Altklausuren über viele Jahrgänge hinweg gesammelt, weitergegeben oder in Foren geteilt. Sich schnell diese Informationen zu besorgen, macht es um einiges leichter, von Beginn an Prioritäten zu setzen.
2. Vorlesungen sind verzichtbar
Ich bin durch die gesamte Vorklinik gekommen, ohne eine einzelne Vorlesung zu besuchen, und zwar aus diesem Grund: Es ist verschwendete Zeit. In 1,5 Stunden werden erstaunlich wenige Informationen gepackt, die einem tatsächlich durch die Prüfungen helfen.
Die größte Anzahl an Dozenten zeigen oft Bilder, erzählen einen Schwank aus der Jugend, preisen ihre Forschung an, und klicken die Fakten viel zu schnell durch. Wenn Sie noch nicht im Thema drin stehen, merken Sie sich aus Vorlesungen kaum etwas.
In dieser Zeit hat man sich mit Selbststudium um einiges mehr gemerkt. Der einzige Grund zu Vorlesungen zu gehen ist, wenn Sie ausnahmsweise wirklich gut sind, oder um seine Freunde zu treffen. Sich mehrere Stunden am Tag völlig übermüdet in Hörsälen berieseln zu lassen, ist ineffektiv.
3. Kurzlehrbücher vor Standardwerken
Fast nie findet man als Empfehlung von den Professoren Kurzlehrbücher, um sich auf die Klausuren vorzubereiten. Wenn man frisch aus der Schule kommt, traut man sich nicht, das zu hinterfragen. Schließlich ist man nicht gewohnt, dass man sich die Literatur zum Lernen selbst aussuchen kann.
Die Gründe dafür, das immer die dicken Wälzer an erster Stelle stehen, sind vielfältig: Oft sind die Dozenten oder Kollegen von Ihnen Mitautoren, sie wollen den Standard für die Lehre hoch ansetzten, oder sich schlichtweg absichern, dass auch wirklich alles abgedeckt ist.
Leider ist das oft fernab von der Realität. Selbst wenn man die Vorlesungszeit durch Selbststudium ersetzt, schafft man es kaum, die dicken Standardwerke bis zur Klausur durchzuwälzen oder gar zu wiederholen, und kommt im schlimmsten Fall unter Zeitnot oder muss Stoffgebiete weglassen.
Ich selbst habe z. B. Physiologie in der Vorklinik nur knapp bestanden, weil ich den Ehrgeiz hatte, den Klinke-Silbernagel durchzuarbeiten. Deshalb ist es sinnvoll, sich auf Kurzlehrbücher und Skripte zu stützen, solange von den älteren Semestern nichts anderes bekannt ist. Erst müssen die wichtigsten Fakten und die Struktur sitzen. Ins Detail können Sie gehen, wenn noch Zeit bleibt.
4. Kreuzen, kreuzen, kreuzen – nicht nur fürs Physikum
Den Gegenstandskatalog hoch und runter zu kreuzen, ist nicht nur fürs Physikum sinnvoll. Dabei ist es nicht mehr notwendig, sich die teuren Bücher der schwarzen Reihe zu kaufen. Viele Unis bieten mittlerweile einen Zugang zu Kreuzprogrammen an. Durch Kreuzen lernen Sie irgendwann, den Fragestil zu durchschauen, und haben eine gute Methode, sich selbst und ihr Vorankommen zu überprüfen.
5. Alle Kochen nur mit Wasser
Sie werden oft vor der Situation stehen, dass ein Kommilitone Ihnen alle Abgänge der Herzkranzarterien herunterbetet oder den Wirkstoff eines seltenen Medikaments kennt. Das erhöht den Druck, nicht weit genug zu sein. Dabei sind die Erklärungen denkbar simpel: Wahrscheinlich hat er sich das Thema auf dem Weg zur Uni angeschaut oder nimmt das Medikament selber.
Lassen Sie sich nicht dadurch verunsichern, wenn jemand scheinbar mehr weiß. Am Ende kochen alle nur mit Wasser, und erfahrungsgemäß sind die Lautesten nicht die Erfolgreichsten, wenn es um tatsächliche Prüfungen geht.
6. Nach links und rechts schauen
Versuchen Sie, nicht nur den Stundenplan abzulaufen, sondern sich auch nach anderen Veranstaltungen an Ihrer Uni umzuschauen, die den Blick weiten und das durchgetaktete Studium auflockern.
Von Gesprächsführungsgruppen über Sprachkurse und Seminare, bei denen man praktische Fähigkeiten lernt: Bei solchen Veranstaltungen stehen Sie mal ausnahmsweise nicht unter Leistungsdruck, sondern können den Spaß am Fach auskosten und nebenbei Kommilitonen kennenlernen.
7. Einen Arbeitsplatz schaffen
Wer zu Hause lernt, setzt sich mehreren Gefahren aus: Zum einen ist die Ablenkung durch Kühlschrank, das Internet, das eigene Bett und sonstige angenehme Aktivitäten hoch, und die soziale Kontrolle fehlt. Zum anderen fällt es schwerer abzuschalten, wenn man am Ende des Tages das Buch schließt und die Umgebung nicht wechselt.
Suchen Sie sich deshalb eine öffentliche Bibliothek, die Sie wie Ihren Arbeitsplatz behandeln und jeden Tag zu einer festen Zeit besuchen und verlassen. Die Mittagspausen können Sie dann gut nutzen, um Freunde oder Kommilitonen zu treffen, was die Motivation nochmal erhöht.
8. Ein Lernplan beruhigt die Nerven
Machen Sie sich einen ordentlichen Lernplan, indem Sie die Zeit sinnvoll einteilen und unbedingt auch freie Tage und Puffer einplanen. Teilen Sie den Stoff sinnvoll auf die verbleibende Zeit auf und setzen Sie dabei schon Prioritäten, indem Sie zum Beispiel die am häufigstem gefragten Themen kurz vor der Klausur lesen, und weniger schwere Themen am Abend lesen, wenn Sie bereits müde sind.
9. Körperlicher Ausgleich
Es gibt gleich mehrere Gründe, sich einen körperlichen Ausgleich für das Studium zu schaffen. Es baut Stress ab, Sie schlafen besser und die Laune hebt sich. Sie werden auf lange Sicht weniger krank und leistungsfähiger.
Außerdem werden Sie zwangsläufig an den Punkt kommen, an dem Sie ihre Entscheidung für das Studium hinterfragen. Dann ist es essenziell neben dem Studium etwas zu haben, mit dem Sie sich identifizieren können und was Ihnen Kraft gibt, durchzuhalten.
10. Für Famulaturen können Sie Geld bekommen
Es ist sinnvoll sich vor den Famulaturen zu informieren, wo man eventuell Geld bekommt. Vor allem an privaten Kliniken und für die Allgemeinarztfamulatur – die ab 2015 ohnehin Pflicht ist – bekommt man oft Geld. So bekommt man zum Beispiel in Brandenburg eine Förderung von 250 Euro von der Kassenärztlichen Vereinigung für eine Famulatur beim Hausarzt.
Julia ist 24 und studiert in Leipzig im 9. Semester Medizin. Sie hat Famulaturen beim Hausarzt, auf einer inneren Station, in einer neurologischen Tagesklinik und in der Hautklinik gemacht. Aktuell schreibt sie ihre Doktorarbeit in der kognitiven Neurologie.
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