
Bild: “Vacunas” von Carlos Reusser Monsalvez. Lizenz: CC BY 2.0
Aufbau des immunologischen Gedächtnisses
Wenn der Körper das zweite Mal auf das Antigen eines Erreger trifft, läuft die Immunantwort schneller und effizienter ab als beim ersten Kontakt. Man unterscheidet diese beschleunigte Sekundärantwort von der Primärantwort, also der Reaktion beim ersten Kontakt mit dem Keim. Grund dafür ist, dass bereits ein Pool aus spezifischen B- und T-Zellen zur Verfügung steht, die Gedächtniszellen. Dieser inaktive Pool ruht in der Milz, den Lymphknoten und im Blut. Er wird nur reaktiviert, wenn er wieder auf die entsprechenden Antigene trifft. Er ist also antigenabhängig.
Nach der Primärantwort sterben die meisten der T-Helferzellen ab, nur etwa 5% entgehen dem programmierten Zelltod und bilden die Gedächtniszellen. Wie der genaue Mechanismus dafür ist, ist noch unklar und wird anhand verschiedener Modelle überprüft. Auch B-Zellen bilden Gedächtniszellen, die nach Aktivierung wieder die gleichen Antikörper produzieren können und eine schnelle humorale Abwehr gewährleisten. Der Körper hat so eine Immunkompetenz gegen ein bestimmtes Antigen erlangt.
Das passiert bei einer Impfung im Körper
Diese Immunkompetenz macht man sich bei Schutzimpfungen zu Nutze, indem man den Körper durch Gabe des Antigens zur Bildung von Gedächtniszellen anregt. Bei einer aktiven Impfung wird dabei das Antigen in Form eines Lebend- oder Totimpfstoffs direkt gegeben. Die Konzentrationen sind dabei so gering, dass sie eine Immunantwort auslösen, aber nicht die Krankheit.
Bei einer passiven Impfung gibt man hohe Konzentrationen von Antikörpern gegen das Antigen, von dem ein Patient akut bedroht ist. Bis Antikörper gebildet sind, vergehen normalerweise etwa 1-2 Wochen, diese Zeit umgeht man dadurch. Der Körper bildet hier allerdings keine Gedächtniszellen, deswegen handelt es sich nicht um eine Impfung im eigenen Sinne.
Aktive Impfung: Das Antigen wird in geringer Konzentration als Lebend- oder Totimpfstoff gegeben, durch die Immunantwort des Körpers werden Gedächtniszellen gebildet.
Passive Impfung: Serum mit Antikörpern gegen das Antigen werden gegeben, es werden keine Gedächtniszellen gebildet.
Warum das immunologische Gedächtnis sinnvoll ist
Der Körper braucht das immunologische Gedächtnis allerdings nicht nur, um schneller auf bereits bekannte Krankheitserreger zu reagieren. Hat er sie einmal überlebt, ist ja eigentlich bewiesen, dass er in der Lage ist, mit ihnen fertig zu werden. Überlebt er sie nicht, kann er auch keinen Vorteil mehr daraus ziehen, ein Gedächtnis dagegen zu bilden.
Diese Erklärung ist also eher weniger befriedigend. Dass es trotzdem sinnvoll ist, Gedächtniszellen zu bilden, liegt in unserer Entwicklung begründet. Ein Neugeborenes entwickelt den aktiven Teil des Immunsystems erst mit 3 bis 9 Monaten. Bis dahin ist es auf den Immunschutz der Mutter angewiesen und das immunologische Gedächtnis, welches diese im Laufe ihres Lebens gebildet hat. Über die Nabelschnur in die Plazenta und später über die Muttermilch gelangen IgG-Antikörper in das Kind und bilden einen passiven Immunschutz, bis sein Immunsystem vollständig entwickelt ist.
Leider können durch das immunologische Gedächtnis nicht nur Schutzimpfungen, sondern auch Allergien über Jahre aufrechterhalten werden.
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