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Bild: “Vancouver Zombie Walk 2009” von Erin. Lizenz: CC BY-ND 2.0
Spätestens im PJ wird das Blutabnehmen zur täglichen Routine, da mindestens 10 bis 20 Entnahmen am Tag auf dem Plan stehen. Genug Zeit also, um zum echten Profi zu werden. Damit es auf Anhieb klappt, ist eine gute Vorbereitung wichtig, denn nicht immer trifft man in der Praxis auf einen geduldigen Anleiter.
Die richtige Vorbereitung
Die Vorbereitung für die Blutentnahme beginnt schon vor dem Patientenzimmer oder Untersuchungsraum. Denn bevor es zum Patienten geht, müssen unbedingt alle benötigten Materialien beieinander sein, damit es später nicht zu unnötigen Unterbrechungen kommt, weil Utensilien fehlen. Am besten bereitet man sich ein kleines Tablett mit allem Notwendigen vor:
- Spritzenabwurf (darauf achten, dass dieser nicht schon zu voll ist)
- Mehrere Kanülen in verschiedenen Größen
- Mehrere Handschuhe in der richtigen Größe
- Desinfektionsmittel
- Tupfer
- Stauschlauch (vorher Verschluss kontrollieren und Handhabung üben)
- Monovetten (darauf achten, dass alle mit einem Patientenkleber versehen sind, evtl. Ersatzröhrchen bereitlegen)
- Unterlage
- Pflaster
Die erste Blutentnahme
Bevor Sie mit der Vorbereitung der Blutentnahme am Patienten beginnen, versichern Sie sich zuvor, dass der Patient mit den Daten an den Monovetten übereinstimmt, damit es zu keiner Verwechslung kommt und klären ihn über das weitere Vorgehen auf. Der Patient sollte bei der Blutentnahme liegen oder sitzen und seinen Entnahmearm bequem ablegen können.
Wichtig dabei ist, dass sich die Punktionsstelle unterhalb des rechten Vorhofs des Herzens befindet. Um Kleidung, Bett oder dergleichen zu schützen, nutzen Sie die mitgebrachte Unterlage. Das Tablett wird in Reichweite abgestellt, damit es auch einhändig noch zu erreichen ist.
Vor der Blutentnahme sollten Sie sich mit dem verwendeten System vertraut machen. Es gibt Monovetten, die durch Unterdruck selbstständig beim Einsetzen das Blut aus der Vene aspirieren. Hierfür gibt es extra Kanülen für die Blutentnahme, in die diese eingesetzt werden. Bei anderen Monovettensystemen muss das Blut selbst aspiriert werden, dabei muss, wie bei einer Spritze, am Stempel gezogen werden, damit das Blut einfließt. Dieser kann nach Gebrauch angebrochen werden.
Bevor mit der Entnahme begonnen wird, sind unbedingt Handschuhe anzuziehen, um den Eigenschutz zu gewährleisten. Unsterile Handschuhe sind bei einer normalen Blutentnahme völlig ausreichend. Besonders als Medizin-Student ist man die ersten Male noch sehr nervös, weshalb eine sitzende Position entspannter ist. Ein Gespräch mit dem Patienten während der Durchführung ist ebenfalls hilfreich und beruhigend für beide Seiten.
Pulsiert die Vene – ist es keene!
Wurde ein Arm ausgewählt, wird der Stauschlauch oberhalb der Punktionsstelle angebracht. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Haut des Patienten nicht eingeklemmt und nicht zu straff gestaut wird, der Puls muss noch fühlbar sein. Die Stauung sollte so kurz wie möglich sein, da sonst Hämolyse und Kalium-Anstieg die Blutwerte verfälschen.
Mitunter kann sich die Suche nach einer geeigneten Vene als sehr schwierig erweisen, mit den folgenden Tricks treten sie eindeutiger hervor und sind leichter zu finden:
- Arm des Patienten, der punktiert werden soll, einige Minuten hängen lassen
- Gewünschte Vene mit flachen Fingern beklopfen (so wird ein venöser Hypertonus wird suggeriert, vasodilatierendeMediatoren wie NO werden durch das Endothel freigesetzt)
- Nitrospray lässt die Vene hervortreten, allerdings hält darauf kein Pflaster mehr
- Arm des Patienten, der punktiert werden soll, für ca. 15 Minuten in warmes Wasser legen
Ist die Suche nach einer punktierbaren Vene von Erfolg gekrönt, muss die Stelle gründlich desinfiziert werden. Nach der Sprüh-Wisch-Sprüh-Methode das Alkoholspray aufbringen und während der Einwirkzeit von 30 bis 60 Sekunden Kanüle mit Monovette (zusammenstecken) vorbereiten. Der Alkohol muss vollständig verdunsten, da er sonst beim Einstechen brennt. Nach der Desinfektion wird die Punktionsstelle nicht mehr berührt.
Zunächst wird eine möglichst großlumige Kanüle gewählt, sollte es damit nicht klappen, geht es mit einem Butterfly oder kleinlumigen Kanülen einfacher. Die Öffnung der Kanüle zeigt nach oben und wird im 30-Grad-Winkel zügig in die Vene eingeführt. Mit der Hand, die nicht zum Punktieren genutzt wird, kann die Haut straff und die Vene ein wenig fixiert werden, um das Einstechen zu erleichtern. Ob die Kanüle richtig liegt, wird mittels Aspiration überprüft. Dazu wird langsam(!) am Stempel der Monovette gezogen, bis das Blut einfließt. Beim Wechsel der Monovetten unbedingt darauf achten, dass die Kanüle nicht aus der Vene rutscht oder tiefer hinein. Monovetten werden mittels Drehbewegung an der Kanüle befestigt bzw. wieder entfernt.
Sollte es trotz aller Tricks und Tipps mit der Punktion nicht klappen, sollte spätestens nach dem dritten Versuch Hilfe geholt werden, um den Patienten nicht unnötig zu quälen.
Leichter ist die Blutentnahme für Anfänger mittels sogenanntem Butterfly. Die Kanüle besitzt kleine Flügel, die eine sichere Handhabung garantieren. Ein langer Schlauch, der bereits angebracht ist, vereinfacht den Wechsel der Monovetten. Die Flügel können nach der Punktion auseinandergeklappt und mittels Pflaster fixiert werden, damit die Nadel nicht aus der Vene rutscht. Zu beachten ist, dass erst ein Adapter für die Monovetten am Ende des Schlauchs angebracht werden muss. Dieser sollte auch nach der Blutentnahme nicht entfernt werden, damit das Blut nicht ungehindert fließt.
Sobald die letzte Monovette gefüllt ist, kann der Stauschlauch geöffnet werden. Erst dann wird die Kanüle entfernt, da sonst das Blut durch den Druck aus der Vene fließen würde. Um die Kanüle zu entfernen, wird ein Tupfer auf die Punktionsstelle gelegt und leicht angedrückt. Während mit der anderen Hand die Kanüle aus der Vene gezogen wird, den Druck auf den Tupfer erhöhen. Den Tupfer kann der Patient anschließend selbst für ca. 5 Minuten festdrücken, dabei aber nicht den Ellenbogen beugen, da sonst unschöne Hämatome entstehen können.
Die Kanüle sofort im mitgebrachten Abwurf entsorgen, bevor der Tupfer mit einem Pflaster fixiert wird, um Nadelstichverletzungen zu vermeiden. Danach alle kontaminierten Utensilien entsorgen und erst dann die Handschuhe ausziehen.
Die Handhabung der verschiedenen Monovetten im Überblick
Je nach Klinik kann die Farbgebung der Monovetten unterschiedlich sein, die hier gewählte ist demnach nicht überall Standard. Vor der Blutentnahme ist es jedoch wichtig, sich zu informieren, welches Röhrchen für welche Werte bestimmt ist, um Reihenfolge, Füllmenge und Handhabung zu kennen. Monovetten mit Zusätzen sind nach der Entnahme sofort ein paar Mal hin und her zu schwenken, um die Bestandteile mit dem Blut zu vermischen. Nicht schütteln!
Farbe | Zusatz | Blutwerte | Hinweis |
blau | Elektrolyte, Enzyme | als Erstes verwenden | |
rot | EDTA | Blutbild | bis zur Markierung füllen |
weiß | Kunststoffkugeln | Hormone, Antikörper | |
grün | Natrium-Zitrat | Gerinnungswerte | bis zur Markierung füllen |
lila | Natrium-Zitrat | Blutsenkungsgeschwindigkeit | bis zur Markierung füllen |
braun | Tumormarker, Stoffwechselparameter | ||
gelb | Laktat | Stauung minimieren |
Generell gilt, dass Röhrchen mit Zusätzen bis zur Markierung zu befüllen sind, bei allen anderen reicht eine kleine Menge Blut aus.

Verschiedene Blutröhrchen
Bild: Pflege-Wiki-User Würfel. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Übung macht den Meister
Medizinstudenten, die nicht unvorbereitet in die Praxis starten und ihre erste Blutabnahme nicht an einem Patienten durchführen möchten, können die Handhabung auch zunächst an einem Infusionsschlauch üben. Dieser ist in seiner Beschaffenheit ähnlich der einer Vene. Dazu wird ein ca. 20 Zentimeter langes Stück mit Pflaster oben und unten auf einer Tischplatte fixiert.
Nun kann beliebig oft, der Einstichwinkel und das anschließende in die Vene Gleiten der Kanüle geübt werden, ohne einen Patienten belästigen zu müssen. Auch Kommilitonen können für Übungszwecke genutzt werden, dies sollte aber nur unter Aufsicht durchgeführt werden.
Fehler, die zu vermeiden sind
Zur Blutentnahme ungeeignet sind Arme,
- an denen eine Infusion einläuft (Blutwerte wären verdünnt und verfälscht)
- die gelähmt sind
- die entzündet sind
- auf der OP-Seite von Brustamputation oder axillärer Lymphknotenentfernung/-ausräumung (vorwiegend Frauen)
- die verletzt sind
- die einen Shunt enthalten (bei Dialysepatienten).
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2 Gedanken zu „Keine Angst vorm ersten Mal: Mit diesen Tipps machen Sie beim Blutabnehmen eine gute Figur“
Bitte nach der 2. Fehlpunktion schon Hilfe suchen und nicht erst nach der Dritten. Wenn möglich immer ellbogennah beginnen und bei einer Fehlpunktion unterhalb der 1. Einstichstelle stauen. Sonst gibt es ein grosses Hämatom beim 1. Einstich. Danke. Ein Patient.
Lieber Bruno,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Klingt, als hättest du Da eine unangenehme Erfahrung hinter Dir 😉
Tatsächlich ist es oft sinnvoll, bereits nach dem 2. Fehlversuch Hilfe zu holen. Dies ist allerdings auch sehr von Situation, dem Venenstatus und der Resilienz des/der Patienten/in abhängig. Grundsätzlich sollte der Lerneffekt für den/die Mitarbeter/in und das Wohlbefinden der Patienten immer in einem gesunden Verhältnis stehen.
Wo man den ersten Versuch wagt, ist sehr individuell. Beginnt man sehr körper nah, zerschießt man sich bei einem Fehlversuch leider oft auch davon abgehende Äste, die weiter in der Peripherie liegen. Daher ist der Punktionsort immer eine individuelle Entscheidung. Sehr häufig klappt es im Ellbogen, bei manchen Menschen sind die Venen an den Händen aber bspw. deutlich freundlicher 🙂
Nach einer Fehlpunktion sollte in der Tat gut komprimiert werden um ein Hämatom zu vermeiden., am besten auf der Punktionsstelle selbst, da eben hier das Blut aus der Vene austritt.
Liebe Grüße
Marvin von Lecturio