Lexikon

Geburt

Definition Geburt

auch bekannt als: Partus

Geburt Die Geburt beginnt mit dem Einsetzen regelmäßiger Wehen und endet 2 Stunden nach der Ausstoßung der Nachgeburt (Mutterkuchen, Plazenta). Der Geburtsbeginn wird durch hormonale, nervale und chemische Regulationen gesteuert; der genaue Mechanismus, der die Wehentätigkeit in Gang setzt, ist aber noch nicht eindeutig geklärt. Sicherlich spielt dabei nicht nur das hormonale Gleichgewicht der Gebärenden, sondern auch die Reife des Hypophysen-Nebennieren-Systems des ungeborenen Kindes eine Rolle.

Zeichen des Geburtsbeginns sind:

  • Abgang von blutigem Schleim. In der Sprache der Hebamme heißt das: »Es zeichnet«
  • regelmäßige Wehentätigkeit. Die Abgrenzung von schmerzhaften Vorwehen ist dabei nicht immer leicht.
  • Blasensprung
  • Reife des Gebärmutterhalses. Er wird relativ weich und aufgelockert: der äußere Muttermund ist meist geöffnet.Von einer normalen Geburt spricht man, wenn folgende Merkmale vorliegen:
  • Einlingsschwangerschaft
  • Dauer der Schwangerschaft zwischen 270 und 290 Tagen nach Beginn der letzten Menstruation
  • Dauer der Geburt zwischen 3 und höchstens 18 Stunden
  • Blutverlust unter 500 ml
  • keine stärkere Beeinträchtigung des Zustandes von Mutter und Kind während und nach der Geburt.

Am Geburtsverlauf werden 3 Phasen unterschieden:

1. Eröffnungsperiode: Sie beginnt mit den ersten regelmäßigen Wehen und endet mit der vollständigen Eröffnung des äußeren Muttermundes; die Zeitdauer beträgt bei Erstgebärenden 10-12 Stunden, bei Mehrgebärenden 6-8 Stunden. Zuerst treten die Wehen in Abständen von etwa 5-12 Minuten mit einer Dauer von 30-50 Sekunden auf, später verringern sich die Abstände auf 3-7 Minuten mit einer Dauer von 40-60 Sekunden. Wenn sich der Muttermund etwas geöffnet hat, drängt sich der untere Pol der Fruchtblase in den Gebärmutterhalskanal und wölbt sich schließlich in die Scheide vor. Durch den Wehendruck auf die Fruchtblase kommt es schließlich zum Blasensprung. Dieser kann auch ganz ausbleiben, so dass das Kind in der geschlossenen Eihülle geboren wird. Anschließend tritt der vorangehende kindliche Teil - in etwa 96 Prozent aller Geburten ist es der Kopf - in enge Beziehung zum Muttermund; der relativ harte Kopf wirkt dabei als Druckwiderstand und begünstigt die Erweiterung des Gebärmutterhalskanals. Während der Eröffnungsperiode wird heute den gebärenden Müttern größte Freiheit gelassen: Sie können herumgehen, stehen, sitzen oder liegen. Allerdings muss stets die elektronische Überwachung des Kindes, die Kontrolle der Kreißenden und die Registrierung der Wehentätigkeit gewährleistet sein. Die fortlaufende Kontrolle der kindlichen Herzfrequenz geschieht am zuverlässigsten durch die Kardiotokografie (CTG), mit deren Hilfe die gleichzeitige Registrierung der kindlichen Herztöne und der Wehentätigkeit möglich ist.

2. Austreibungsperiode: Sie beginnt mit der vollständigen Eröffnung des Muttermundes und endet mit der Geburt des Kindes. Bei Erstgebärenden dauert sie in der Regel 30-40 Minuten, bei Mehrgebärenden meist wesentlich kürzer. Die Abstände zwischen den einzelnen Wehen verkürzen sich dabei auf 3-5 Minuten. Charakteristisch ist, dass die Kreißende jetzt zusätzlich zu den Wehenschmerzen einen Zwang zum Mitpressen verspürt. Da die Presswehen das Kind jedoch ungünstig beeinflussen können, soll das Mitpressen nicht länger als 30 Minuten dauern. Das Kind rückt langsam voran, die Scheide wird dabei aufgedehnt. Der Austritt aus dem Geburtskanal beginnt mit dem »Einschneiden« des Kopfes: Der Kopf wird während der Wehen in der Scheide sichtbar, sinkt aber in den Wehenpausen wieder zurück. Bleibt der Kopf auch in der Wehenpause in der Scheide erkennbar, bezeichnet man dies als »Durchschneiden« des Kopfes.

Für die Ausnutzung der Presswehen durch Mitpressen sind 2 Umstände wichtig:

  • die richtige Lagerung der Gebärenden, die sich für die Position - Rücken- oder Seitenlage, auf einem speziellen Gebärstuhl usw. - entscheiden soll, in der sie am besten mitpressen kann.
  • das richtige Einsetzen des Mitpressens nach Anweisung der Hebamme; wichtig ist dabei vor allem eine geeignete Atemtechnik.Wenn der Kopf durchschneidet, beginnt der Dammschutz durch den Geburtshelfer oder die Hebamme. Die rechte Hand stemmt sich fest gegen die Damm-Muskulatur zwischen Scheide und After. Dadurch wird der Widerstand dieser Muskelplatte gegenüber dem durchtretenden Kopf verstärkt und der Damm vor dem Einreißen geschützt. Die linke Hand ruht auf dem kindlichen Kopf und reguliert auf diese Weise das Tempo des Durchschneidens des Kopfes. In dieser Phase soll die Gebärende schnell und kurz atmen (»hecheln«) und nicht mehr mitpressen. Nachdem der Kopf geboren ist, folgen Schultern und Rumpf meist ohne Schwierigkeiten. Zur Entlastung des extrem gespannten Dammes wird sehr oft ein Dammschnitt (Episiotomie) vorgenommen.

    Während der gesamten Geburt erfolgt eine fortlaufende Überwachung des Fetus durch folgende Methoden:

    • Registrierung der kindlichen Herztöne (durch Kardiotokografie)
    • fetale Blutgasanalyse: Nach dem Blasensprung werden dem Kind durch einen kleinen Stich einige Bluttropfen entnommen, die dann untersucht werden. Diese »Mikroblutuntersuchung« dient der Feststellung des Säurewertes (pH Wert) des Blutes. Eine Übersäuerung (Azidose) weist auf einen Sauerstoffmangel der Frucht hin.
    • Beurteilung des Fruchtwassers: AmnioskopieIm Anschluss an die eigentliche Geburt erfolgt die vorläufige Versorgung des Kindes:
    • Absaugen von Mund und Rachen
    • vorläufiges und endgültiges Abnabeln
    • Prophylaxe des Augentrippers durch Einträufeln einer Silbernitratlösung in beide Augen des Neugeborenen
    • Messen und Wiegen des Kindes
    • Untersuchung des Kindes anhand des Apgar-Index.
    3. Nachgeburtsperiode: Sie dauert etwa 1-2 Stunden, beginnt nach der Geburt des Kindes und endet mit der Ausstoßung der Nachgeburt und der Eihäute, einem Vorgang, der durch die kaum schmerzhaften Nachgeburtswehen unterstützt wird. Ist innerhalb von 30 Minuten nach Geburt des Kindes die Lösung der Plazenta nicht erfolgt, müssen aktive Maßnahmen eingeleitet werden. Der Blutverlust darf in der Nachgeburtsperiode nicht mehr als höchstens 500 ml betragen; bei stärkeren Nachblutungen muss die Ursache (z. B. schlaffe Gebärmutter, Verletzung der Geburtswege, Blutgerinnungsstörungen) geklärt werden. Bis 2 Stunden nach der Geburt sind Kontrollen des Allgemeinzustandes der Mutter geboten: Messung des Blutverlustes; Registrierung von Blutdruck und Pulsfrequenz; Beobachtung von Gesichtsfarbe und Atmung.

    Nach der Geburt der Plazenta müssen diese und die Eihäute besichtigt und auf Vollständigkeit überprüft werden, da in der Gebärmutter verbleibende Plazentarestteile zu starken Blutungen und schweren Infektionen führen können.

    In letzter Zeit entscheiden sich immer mehr Mütter dafür, ihr Baby nicht in der sterilen, unpersönlichen Atmosphäre einer Klinik, sondern in häuslicher Umgebung zur Welt zu bringen. In einem solchen Fall spricht man von einer Hausgeburt.

    Die Einleitung der Geburt durch Blasensprengung und Wehenmittel zum errechneten Geburtstermin (Schwangerschaft) nennt man programmierte Geburt. Sie wird aus folgenden Gründen empfohlen:

    1. Die werdende Mutter kommt morgens ausgeschlafen in die Klinik.

    2. Der Geburtshelfer, den sich die Gebärende wünscht, steht bereit.

    3. Die letzten Tage der Schwangerschaft, die besonders unangenehm sein können, werden abgekürzt.

    Eine Geburtseinleitung ist außerdem aus folgenden medizinischen Gründen angezeigt: Übertragung, vorzeitiger Blasensprung nach vollendeter 37. Schwangerschaftswoche, Risikoschwangerschaft (je nach Kindslage und/oder mütterlichem Geburtsrisiko und je nach geburtshilflicher Situation).

Abbildungen

  • Geburt_Kaiserschnitt_Caesarian
  • Geburt_Nabelschnur_DoorknippenNavelstreng

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